Inhalte

Über feuchte und trockene Wundheilung und was das mit deiner Tattoo-Pflege zu tun hat.
Ein besonderer Dank gilt Thomas Sembt von Doc Tattooentfernung, dem Ratgeber-Netzwerk rund um Tattoo und Tattooentfernung, der uns zu fast allen Aspekten dieses Artikels mit seiner Erfahrung und seinem Wissen umfassend beraten hat.
Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zur optimalen Tattoo Pflege
Du hast also dein perfektes Motiv und den/die passende(n) Tätowierer*In gefunden. Diese Kombination geht tief unter die Haut. Um lange viel Freude an deinem neuen Tattoo und den strahlenden Farben zu haben, geben wir dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit, wie du dein Tattoo optimal pflegst, welche Möglichkeiten der Heilung dir geboten werden und auf was du besonders achten solltest.
1. Der Tag davor
Der Grundstein für einen reibungslosen Heilungsprozess beginnt schon am Tag vor deinem Tattoo-Termin. Ernähre dich ausgewogen, das stärkt dein Immunsystem, trinke am besten 48h im voraus keinen Alkohol, konsumiere auch keine anderen Drogen und nimm keine blutverdünnenden Schmerzmittel oder Lebensmittel ein. Darunter fallen zum Beispiel Thomapyrin und Aspirin, sowie Kaffee, Ingwer und Knoblauch. Dadurch blutest du beim Tätowieren stärker, was ein gleichmäßiges Einbringen der Farbe erschwert. Außerdem schwemmt das Blut einen Teil der Farbe wieder hinaus. So wird die Prozedur länger und schmerzhafter.1)https://tattoomed.de/wissen/kann-ich-mich-betrunken-taetowieren-lassen
Auch deine Haut sollte gut vorbereitet sein! Trinke dafür ausreichend Wasser und vermeide Peelings oder andere Anwendungen die deine Haut unnötig reizen.
Frage deine(n) Tätowierer*In, ob du die Hautstelle vorher selbst rasieren kannst, so können wir unnötigen Müll durch Einwegrasierer vermeiden!
Gehe früh schlafen, damit du am nächsten Tag richtig fit bist und frühstücke ausreichend. Je ausgeruhter, desto weniger schmerzempfindlich bist du und kannst die anstehende Tattoo Session gut verkraften.
2. Die richtige Form der Wundheilung

Nachdem dein Tattoo nun gestochen worden ist, gibt es im Prinzip zwei verschiedene Wege der Tattoo Pflege zum verheilten Tattoo, die feuchte und trockene Wundheilung.
Bei der trockenen Wundheilung lässt du deine frische Tätowierung an der Luft heilen. Dabei bildet sich eine Kruste, um dein Tattoo vor äußeren Einflüssen, wie Bakterien, zu schützen. Du kennst das wahrscheinlich von Schürfwunden als Kind.
Bei der feuchten Wundheilung, die man heutzutage in der Regel bevorzugt, wird deine Haut mit einer Auflage versehen. “Auf diese Weise können Substanzen, die für die Wundheilung wesentlich sind (Enzyme, Hormone und Wachstumsfaktoren), in der Wunde wirken und die Neubildung von Zellen anregen.”2)Clasen, Astrid: “Moderne Wundversorgung: feuchte Wundbehandlung”, Omeda, 16.03.18, https://www.onmeda.de/behandlung/wundversorgung-moderne-wundversorgung–feuchte-wundbehandlung-3910-4.html Zugriff: 30.03.20 So entsteht erst gar keine Kruste, sondern die Wunde heilt im feuchten Zustand komplett zu. Das verringert die Narbenbildung und führt so oft zum besseren Ergebnis.
Natürlich kommt es bei der Entscheidung aber auch auf dein persönliches Empfinden an. Probiere vielleicht einfach beides aus und schau, womit du dich wohler fühlst.
Im Folgenden erklären wir dir, wie beide Methoden der Tattoo Pflege ablaufen und was du dabei beachten musst.
Trockene Wundheilung
Die tätowierte Hautstelle wird großflächig mit Frischhaltefolie umwickelt und abgeklebt, so dass in den nächsten Stunden die Wunde vor äußeren Einwirkungen geschützt ist. Sie ist jedoch nur für den Heimweg gedacht! In dieser Zeit wird sich Wundflüssigkeit unter der Folie bilden, die Haut sondert dadurch überschüssige Farbe ab und der Wundheilungsprozess beginnt. Keine Angst, das ist alles Teil des normalen Heilungsprozesses. Dieser Teil entspricht eigentlich nicht der Definition der trockenen Wundheilung. Dafür müsste die Folie weggelassen werden. Wir empfehlen allerdings unbedingt das Tattoo auf dem Weg nach Hause zu bedecken, damit es vor äußeren Einflüssen geschützt ist und das Risiko für eine Entzündung minimiert wird.
Sobald du zuhause bist, kannst du die Folie deines Tattoos abnehmen. Nun wasche dein frisches Tattoo mit warmen bis heißem Wasser, je nach Empfinden, und pH-neutraler und parfümfreier Seife gründlich ab. Diese findest du in allen herkömmlichen Drogerien oder bei bestimmten Herstellern für Tattoo-Pflege-Produkte. Durch das warme Wasser öffnen sich deine Poren, anschließend mit kaltem Wasser abspülen, um die Poren wieder zu verschließen. Durch diesen Prozess kann die Wundflüssigkeit besser abfließen und hilft deiner Haut dabei nicht so eine dicke Kruste zu bilden.
Nun an der Luft trocknen lassen und (wenn möglich) nicht mit Kleidung bedecken.
Hierbei wichtig: dein Tattoo wird nicht eingecremt! Behandle es wie eine Schürfwunde am Knie, als Kind beim Spielen und lass Mutter Natur ihren Job machen. Creme immer dann, wenn es nötig ist, damit die Kruste nicht zu hart wird und Gefahr läuft bei Bewegung aufzureißen. So wird das Risiko zur Narbenbildung minimiert. Außerdem ist es wichtig, sich nicht zu kratzen und dadurch eigenhändig die Kruste zu entfernen, auch wenn es manchmal ganz schön juckt.
Du solltest allgemein darauf achten keine enge Kleidung zu tragen, die an deinem Tattoo reiben könnte. Außerdem sollte sie sauber und fusselfrei sein, denn das Wichtigste ist dein Tattoo vor Infektionen zu schützen. Am besten also nicht mit ungewaschenen Fingern anfassen und vor jeglichem Kontakt mit verunreinigten Gegenständen beschützen.
Feuchte Wundheilung – Variante 1
Der Klassiker der feuchten Wundheilung beginnt auch wieder mit Frischhaltefolie. Dein frisches Tattoo wird darin eingepackt und es wird sich, wie oben beschrieben, Wundflüssigkeit bilden, um das perfekte Klima für die Wundheilung zu schaffen. Nach 3-5h nimmst du die Folie ab, wäschst dein Tattoo vorsichtig, wie oben beschrieben, und packst es über Nacht wieder in Frischhaltefolie. Dies kannst du am nächsten Morgen wiederholen, wenn du magst, bis dein Tattoo keine Wundflüssigkeit mehr absondert. Danach 3-5 mal am Tag dünn und regelmäßig eincremen, um dein Tattoo immer feucht zu halten.
Feuchte Wundheilung – Variante 2
Die modernste und in der Regel zu empfehlende Variante der Wundheilung ist ein Folienverband / Folienpflaster mit dem Namen “Suprasorb F”. Es kommt aus dem medizinischen Bereich der Wundversorgung und wird bei Schürfwunden und Verbrennungen eingesetzt. Da dein Tattoo Wundflüssigkeit, Wärme und Wasserdampf abgibt, ist die halbdurchlässige Membran dein perfekter Begleiter in den ersten Tagen.
Sie schützt vor dem Eindringen von Bakterien und Schmutz, die eine Infektion auf dem frischen Tattoo hervorrufen können, lässt deine Haut atmen und sorgt für ein ausgeglichen feuchtes Milieu, das sich bestens zur Wundheilung eignet.
Suprasorb ist selbstklebend und super flexibel, somit an fast allen Körperstellen anwendbar. Man verwendet das Pflaster zwischen drei und fünf Tagen.

Die richtige Entfernung von Suprasorb F ist dabei auch für den Heilungsprozess entscheidend. Am besten hältst du die Stelle unter lauwarmes laufenden Wasser und fängst an einer Ecke an, die Folie zu lösen. Hier gilt: Lass dir Zeit. Bloß nicht Zurückerinnern an Mutters Pflaster-Trick des schnellen Abreißens. So verhinderst du Schäden an deinem frischen Tattoo. Nun wasche, wie bereits oben beschrieben, dein Tattoo ab, lasse es an der Luft trockenen und creme es dünn ein! Am besten drei- bis fünfmal täglich. Schaue hier einfach, wie es sich für dich richtig anfühlt.
Aber Vorsicht: Suprasorb kann eine Allergie gegen Polyacrylatklebstoff auslösen. Besprich dich hier mit deinem Arzt oder Apotheker. Du bekommst es in der Apotheke, als steril verpackt und von der Rolle.3) https://www.sell-med24.de/Tattoo-Versorgung/Suprasorb-F-Wundheilung-Desinfektion-aktuelle-Informationen-fuer-Tattoo-Studios Es ist immer gut welches auf Vorrat zuhause zu haben, denn nicht jede(r) Tätowierer*In bietet dieses kostenlos in seinem/ ihrem Studio an.
Feuchte Wundheilung – Variante 3
Eine weitere Möglichkeit ist, dass euer Tattoo nach dem Stechen mit einer hydroactiven Wundauflage4) https://www.sos.de/feucht-oder-trocken-wie-funktioniert-wundheilung-am-besten abgedeckt wird. Diese kommt ebenfalls aus dem medizinischen Bereich und wird zur Abdeckung von Schürfwunden und Verbrennungen genutzt. Da dein Tattoo einer Schürfwunde gleicht, ist das also eine super Alternative für die Erstversorgung.
Sie ist luft- und wasserdampfdurchlässig, saugt deine Wundflüssigkeit auf und schafft dadurch ein perfektes Milieu. Durch ein weiches Flies, klebt dein Tattoo nicht fest und die äußere Beschichtung lässt deine Kleidung trocken.
Du kannst die Wundauflage idealerweise 48h auf deinem Tattoo lassen. Nach der Abnahme der Wundauflage reinigst du, wie oben, dein Tattoo, lässt es an der Luft trocknen und cremst es dünn ein. Am besten drei- bis fünfmal täglich.
Welche Variante für deine Haut und die Körperstelle am besten ist, weiß dein(e) Tätowierer*In. Kläre solche Fragen am besten schon im Vorgespräch.
3. Abgeschmiert

Je nachdem für welche Methode der Wundheilung du dich entschieden hast, gibt es verschiedene Ansätze wann und wieviel du cremst, die wir im vorherigen Abschnitt erklärt haben. Welche Creme du aber am besten zur Tattoo Pflege verwendest, ist davon unabhängig und erfährst du jetzt!
Welche Creme verwende ich am besten zur Tattoo Pflege?
Dein Tattoo ist in den ersten Tagen und Wochen eine Wunde die verheilen muss. Also pflege es auch so. Eine Wund- und Heilsalbe ist hier empfehlenswert, doch welche?
Was auf keinen Fall verwendet werden sollte ist Penaten Creme oder ähnliche Cremes, die Zinkoxid enthalten. Zink wirkt austrocknend und zieht die Tinte förmlich wieder aus der Haut.
Prinzipiell reicht eine einfache Dexpanthenol Creme völlig aus. Dieser Inhaltsstoff verleiht der Haut Flexibilität, unterstützt den Aufbau neuer Hautzellen und fördert so die Regeneration. Dexpanthenol lindert den Juckreiz, den du nach ein paar Tagen spüren wirst und hat sowohl entzündungshemmende als auch wundheilungsfördernde Eigenschaften.
Man kann natürlich auch auf spezielle Tattoo Cremes zurückgreifen, hierbei sollte man aber die Inhaltsstoffe vergleichen.
Wer auf synthetische Inhaltsstoffe verzichten möchte, kann zum Beispiel auf Jojobaöl5) https://www.onmeda.de/Wirkstoffe/Jojobawachs/wirkung-medikament-10.html oder Kokosöl zurückgreifen, gemischt in einer Creme oder pur.
Was du auf keinen Fall verwenden solltest, sind Desinfektionsmittel, auch wenn der Gedanke vielleicht nahe liegt. Diese enthalten zu viele Stoffe, die nicht gut für die Farbpigmente des Tattoos sind.
4. Die Kruste ist nun weg, kann es jetzt richtig losgehen?

Die Antwort lautet hier: leider nein!
Da man beim Tätowieren ja nicht nur die obere Hautschicht verletzt, sondern auch das Gewebe darunter, geht der Heilungsprozess noch weiter, obwohl er auf den ersten Blick beendet scheint.
Bis sich die Tinte final in deiner Haut gesetzt hat, solltest du starke Belastung vermeiden. Setze den Sport aus, lass dich als Umzugshelfer streichen und vermeide vor allem lange Aufenthalte im Wasser, sowie Sauna, Solarium und vor allem in der Sonne.
Doch was passiert genau mit den Farbpigmenten unter deiner Haut?

Die französischen Forscher Sandrine Henri und Bernard Malissen haben herausgefunden, dass die Pigmente von den Makrophagen, unserer “Fresszellen” umhüllt werden. Die Pigmente gelten nämlich als Fremdkörper und werden als “Eindringlinge” geschluckt. Die Makrophagen verbleiben an ihrer Stelle und geben selbst, wenn sie sterben, die Tinte einfach in die Umgebung ab, wo sie von neuen Makrophagen aufgenommen wird. Deswegen verweilt die Farbe auch unser ganzes Leben lang in der Haut.
Deine Haut braucht also Zeit, die Farbpigmente als neuen festen Bestandteil aufzunehmen, also gib sie ihr!6)Rockefeller University Press. „How tattoos are maintained by macrophages could be key to improving their removal.“ ScienceDaily. ScienceDaily, 6 März 2018. www.sciencedaily.com/releases/2018/03/180306101708.htm, Zugriff 15.04.2020
Sobald dein Tattoo aber komplett verheilt ist, dies dauert je nach Hautstelle acht bis zwölf Wochen, steht allen oben genannten Tätigkeiten nichts mehr im Wege.7)https://www.netdoktor.at/krankheit/wundheilung-7287, Zugriff 27.04.2020
Wichtig ist immer: Höre auf deine(n) Tätowierer*In
Vor allem bei deinem ersten Tattoo ist es wichtig, dass du auf den Menschen hörst und vertraust und der am meisten Ahnung von seinem Handwerk hat – dein(e) Tätowierer*In. Du kannst ihn jederzeit kontaktieren, wenn du dir bei etwas unsicher bist oder dir an deinem frischen Tattoo etwas komisch vorkommt.
Oder du schreibst und schickst uns ein Bild und wir beraten dich gerne nach bestem Wissen und Gewissen.
In schlimmen Fällen und bei Entzündungen kontaktiere aber unbedingt lieber zu früh eine(n) Arzt*In als zu spät!

References
↑ 1. | https://tattoomed.de/wissen/kann-ich-mich-betrunken-taetowieren-lassen |
↑ 2. | Clasen, Astrid: “Moderne Wundversorgung: feuchte Wundbehandlung”, Omeda, 16.03.18, https://www.onmeda.de/behandlung/wundversorgung-moderne-wundversorgung–feuchte-wundbehandlung-3910-4.html Zugriff: 30.03.20 |
↑ 3. | https://www.sell-med24.de/Tattoo-Versorgung/Suprasorb-F-Wundheilung-Desinfektion-aktuelle-Informationen-fuer-Tattoo-Studios |
↑ 4. | https://www.sos.de/feucht-oder-trocken-wie-funktioniert-wundheilung-am-besten |
↑ 5. | https://www.onmeda.de/Wirkstoffe/Jojobawachs/wirkung-medikament-10.html |
↑ 6. | Rockefeller University Press. „How tattoos are maintained by macrophages could be key to improving their removal.“ ScienceDaily. ScienceDaily, 6 März 2018. www.sciencedaily.com/releases/2018/03/180306101708.htm, Zugriff 15.04.2020 |
↑ 7. | https://www.netdoktor.at/krankheit/wundheilung-7287, Zugriff 27.04.2020 |